Wissen:

Einmal die Grundlagen bitte!

Es schadet ja nie, sich aufzuschlauen. Gerade, wenn es um so etwas Wichtiges wie die Zukunft geht. Hier ein paar Erklärungen zu den gängigen Begriffen aus der Wirkungs-Welt.

 

Was ist Social Entrepreneurship?

Ganz ehrlich: Daran scheiden sich bis heute die Geister. Die Diskussion um die Definition tobt, seitdem jemand erstmals in Deutschland „Social Entrepreneurship“ ausgesprochen hat – und das ist schon ein paar Tage her. Richtig los ging die Debatte als Muhamad Yunus, der Friedensnobelpreisträger von 2006 und Gründer der Grameen Bank, mit seinem Social-Business-Konzept ab 2008 durch unser Land tourte. Viele – nicht selten die Sozialunternehmer:innen selbst – treibt seither die Frage um, was genau sich hinter diesem Cluster-Begriff eigentlich verbirgt.

 

Wie gut, dass sich der Dachverband, das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, kurz: SEND e.V., um eine Klärung bemüht hat. 2019 legte der SEND eine Definition vor, mit der seitdem alle Akteur:innen im Sektor arbeiten – was aber nicht heißt, dass es bei dieser Festschreibung bleibt, schließlich ist das keine staatlich adaptierte Definition wie in vielen anderen Staaten Europas.

„Das primäre Ziel von Social Entrepreneurship ist die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Dies wird durch kontinuierliche Nutzung unternehmerischer Mittel erreicht und resultiert in neuen und innovativen Lösungen. Durch steuernde und kontrollierende Mechanismen wird sichergestellt, dass die gesellschaftlichen Ziele intern und extern gelebt werden.“

Social Entrepreneurs sind also schwerpunktmäßig damit beschäftigt, gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen und nicht damit, den monetären Profit zu maximieren. Natürlich darf er oder sie trotzdem Gewinne machen. Die Sichtachse ist einfach eine andere: Man ist Unternehmer:in, um die Herausforderungen der Zukunft – etwa eines der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen – anzugehen und einen Beitrag zum Überwinden des Problems zu leisten. Auf dem Weg dahin bedienen Sozialunternehmer:innen sich der gesamten Klaviatur des Unternehmertums. Vor allem in der Gründungsphase, in der es darum geht, eine innovative Lösung für das gesellschaftliche Problem zu finden. Trotzdem kommen Social Entrepreneurs nicht immer in einer klassischen For-Profit-Rechtsform, also als UG, GbR, GmbH oder AG daher – im Gegenteil, die meisten haben gemeinnützige Rechtsformen als Verein oder gGmbH. Das bereitet vielen Kopfzerbrechen: Denn die bislang gültige Trennung von Gemeinwohl- und Wirtschaftssektor wird bei Social Entrepreneurs aufgehoben. Viele fordern deshalb eine eigene Rechtsform.

 

Ein letzter Aspekt noch: Social Entrepreneurs sind angehalten festzuschreiben, dass sie nie von ihrem gesellschaftlichen Ziel abweichen werden. Das gelingt mit Statuten, Verträgen oder eben einer passenden Rechtsform.

 

Und wer sich jetzt fragt: Und wie verdienen die Geld? Dem sei gesagt: Wie alle anderen auch! Viele Social Entrepreneurs leben davon, dass sich ihre Produkte und Dienstleistungen am Markt durchsetzen. Was aber, wenn sich Leistungen an Menschen richten, die dafür nicht zahlen können? Dann versuchen Social Entrepreneurs über Spenden, Förderungen durch die öffentliche Hand oder Stiftungen ihren Impact zu erzeugen. Womit wir bei der nächsten Frage wären.

Was ist gesellschaftlicher Impact?

Die Social Entrepreneurs sprechen gerne davon – vom „Impact“. Wer das Wort nachschlägt, findet Begriffe wie „Auswirkung“, „Aufprall“ oder „Einschlag“. Und wer erinnert sich nicht an den US-Katastrophenfilm von 1998 „Deep Impact“, in dem ein Komet fast die Erde zerstört?! Das weckt erst einmal keine gute Assoziation. Für Social Entrepreneurs ist der Begriff aber zentral und nur positiv konnotiert: Durch ihre Arbeit wollen sie in der Gesellschaft etwas zum Besseren wandeln, also eine gemeinwohlorientierte Wirkung erzielen.

Was ist das Social-Entrepreneurship-Ökosystem?

Da könnte man es sich einfach machen und antworten: Das sind all jene, die irgendwie mit dem Thema Social Entrepreneurship verbunden sind oder zu tun haben. Was die Folgefrage evoziert: Und wer jetzt genau? Da gibt es eine Menge, aber für den groben Überblick wollen wir es hier bei drei großen Bereichen belassen.

 

Talente:

Um die gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen und zu überwinden, braucht es möglichst viele Menschen. Deshalb ist es so wichtig, das Thema bekannt zu machen, für Impulse zur Gründung oder zur Mitarbeit zu sorgen, aber auch für Kompetenzentwicklung in bestehenden Social Enterprises. Und wo erreicht man die Gründer:innen von morgen? In Schulen und Hochschulen oder auf Events und Plattformen – hier gilt es, die Flamme für Soziales Unternehmertum zu entfachen. Damit das Ökosystem wächst.

 

Unterstützung:

Wer auf sich allein gestellt ist – und das gilt nicht nur für den Social-Entrepreneurship-Sektor –, hat es schwer. Deswegen ist die monetäre und nicht-monetäre Unterstützungsinfrastruktur das Herz des Ökosystems. Diese Hilfe kann vielfältig sein: Beratungs-, Qualifizierungs- und finanzielle Förderangebote für neue und etablierte Gründer:innen oder Mitarbeiter:innen eines Social Enterprises zum Beispiel. Oder das Bereitstellen von Büro- und Lagerräumen. Oder Sparring für die Geschäftsentwicklung. Oder, oder, oder. Dabei sind alle gefragt: die Stadt, ihre Förderinstitutionen, Stiftungen, Privatwirtschaft,  Hochschulen sowie Anbieter:innen von Inkubatoren- und Acceleratorenprogramme. Mit anderen Worten: Wer ein Angebot hat, das Social Entrepreneurs weiterbringt (und damit die Gesellschaft) – her damit! Damit das Ökosystem stark wird.

 

Markt & Wirkung:

Damit Social Entrepreneurs Power entfalten können, brauchen sie wirkungsorientierte Märkte. Heißt: Ein Ökosystem ist dann gut, wenn Social Entrepreneurs überhaupt die Möglichkeit haben, tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln und ihre gesellschaftlichen Innovationen systemisch verankern zu können – entweder indem sie einen Zugang zum klassischen Markt finden oder ihre Leistung durch eine langfristige Förderfinanzierung gewährleisten. Damit das Ökosystem wirken kann.

 

Natürlich stehen die drei Bereiche nicht isoliert nebeneinander, sondern wirken aufeinander ein, schaffen Verbindungen, Schnittstellen und Strukturen, die sich gegenseitig stärken. Damit das Ökosystem insgesamt resilient wird.

Vernetzung

Wandel ist Teamwork. Wer die Gesellschaft besser machen will, muss sich mit anderen Menschen verbinden. Möglichkeiten dazu gibt es viele. Wir sagen, wo sie zu finden sind.

Beratung

Haaalloooo?! Ist da wer?! Zum Glück gibt es in Hamburg schon viele Anlaufpunkte für unterschiedliche Themen rund um Social Entrepreneurship. Und auch wir beantworten euch eure Fragen.

Förderung

Ausschreibungen, Fördertöpfe, Wettbewerbe – wir wollen euch helfen, den Überblick über die Unter­stützungs­möglich­keiten für Social Entrepreneurs zu behalten.