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#Wirkungsstory: Eine Klopapier-Verpackung, die die Umwelt aufräumt

11. April 2024

Papier? Mehrweg? Unverpackt? Schon lange war das Team von Goldeimer auf der Suche nach einer nachhaltigen Verpackungslösung für sein Klopapier und einer Alternative zu konventionellem Plastik. Dafür gibt es gute Gründe, denn: Wir haben ein echtes Plastikproblem. Immer mehr davon landet in der Umwelt, insbesondere in Ländern, in denen es kein ausreichendes Abfallsystem gibt. Zeit das zu ändern, findet Chris Sigmund, Co-Founder und CEO von WILDPLASTIC®. Sein Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, “wildes Plastik” aus der Natur zurück in den Recyclingkreislauf zu bringen.

 

Okay, und was hat das eine nun mit dem anderen zu tun? Jede Menge! Während die einen – Goldeimer – mit dem Verkauf von Klopapier Sanitärprojekte, Aufklärungs- und Bildungsarbeit unterstützen, arbeiten die anderen – WILDPLASTIC® – an einer Lösung der Plastikkrise. In beiden Fällen geht es darum, die Natur zu schützen und Lebens- oder Arbeitsbedingungen zu verbessern. Mit gemeinsamen Werten und Zielen im Gepäck machten sich Goldeimer und WILDPLASTIC® also auf eine Reise. Das Ziel: Klopapier von Goldeimer, verpackt in wildem Plastik. What could possibly go wrong?

 

Chris, wie kam es zu der Kooperation zwischen euch und Goldeimer?

 

Das ist eine lustige Geschichte. Malte Schremmer von Goldeimer und ich haben uns vor vier Jahren auf einer Messe kennengelernt. Und wie das beim Kennenlernen manchmal so ist, sind sofort wilde Ideen entstanden: Wie wäre es denn, wenn wir unser Klopapier in euren Tüten verpacken? Gleichzeitig wusste Malte aber aus seiner Vorerfahrung: das wird ein langer, steiniger Weg. Er und sein Team hatten ja schon 300 andere Ideen, wie man Klopapier verpacken kann.

 

Klingt nach einer ziemlichen Herausforderung. Welche Stolpersteine sind euch denn begegnet?
 
Neben Goldeimer mussten wir auch den Produzenten der Verpackung und den Produktionspartner überzeugen. Stell dir vor, du hast einen laufenden Prozess und dann kommt jemand und sagt “Hey, diesen Prozess, den wollen wir jetzt mal auf die Probe stellen. Hast du Lust?” Aber das Tolle war: In beiden Unternehmen haben wir Menschen getroffen, die eine sehr ähnliche Haltung haben wie wir, denen auch bewusst ist, dass das Kunststoffproblem in der Umwelt riesig ist. Hinzu kam: Von allen Folienverpackungen, die es gibt, ist die Hygiene-Umverpackung die Anspruchsvollste. Das ist, als würde ein Fußballverein aus der Regionalliga plötzlich ins Finale der Champions League einziehen. Aber wir wollten trotzdem beweisen, dass es geht!

Chris Sigmund, Co-Founder & CEO von WILDPLASTIC®, und Malte Schrammer, Gründer & Chief Shit Advisor von Goldeimer

Insgesamt vier Jahre habt ihr an der neuen Verpackung getüftelt. Eine lange Zeit. Was hat euch durchhalten lassen?
 
Dass es menschlich so gut gepasst hat! Wenn du mit Freund:innen auf eine Party gehst, dann kannst du auch mal zwei Stunden in der Schlange stehen – weil du die richtigen Leute dabei hast. Und gleichzeitig geht’s mir ums große Ganze. Um den Weg zu einer zirkulären und nachhaltigen Kunststoffverwendung. Laut eines Reports sind die Recyclingquoten im letzten Jahr gesunken, nicht gestiegen. Das hat auch damit zu tun, dass so viel Primärplastik produziert wird. Dem müssen wir uns stellen!

 

Nun habt ihr es ja tatsächlich geschafft. Die Klopapier-Verpackung besteht zu 50 % aus WILDPLASTIC®. Das erste “wilde Plastik” im Supermarktregal. Würdest du sagen, dass eure Kooperation mit Goldeimer sowas wie ein Blueprint für die Zukunft ist?
 
Absolut! Wir wollten sozusagen mit einer Traumpartnerschaft beginnen und zeigen, dass es geht und richtig Spaß machen kann. Aber am Ende wollen wir natürlich in die Breite und die gesamte Industrie auf einen offenen Pfad der Veränderung bringen.

Welche Rolle hat Hamburg als Stadt für eure Zusammenarbeit gespielt?

 

Ich kann mir eigentlich keinen Ort vorstellen, der bessere Rahmenbedingungen bietet. Hamburg hat schon ein starkes Ökosystem, in dem Vernetzungen wie die zwischen uns und Goldeimer überhaupt passieren können. Wenn nicht hier, wo sonst?

 

Wo siehst du denn noch Verbesserungspotenzial?

 

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass noch mehr Partnerschaften zwischen sozialen Innovator:innen und der starken Wirtschaft in Hamburg entstehen. Das, was wir mit Goldeimer, Bischof + Klein [dem Verpackungsunternehmen] und WEPA [dem Hersteller] gemacht haben, das kann man auch noch mit vielen anderen machen. Ich frage mich, welche Teile der Hamburger Wirtschaft könnten gemeinsam mit WILDPLASTIC® noch mehr Wirkung entfalten? Wo werden denn noch Müllsäcke produziert, die nicht aus wildem Plastik sind? Wo werden Versandtaschen eingesetzt, die noch aus Primärplastik sind? Ich glaube, da gibt es noch eine ganze Menge zu tun am Hamburger Standort. Deshalb wollen wir starke Partnerschaften und Allianzen bauen und gemeinsam nicht nur das Nötige tun, sondern das Richtige.

 

Und wie geht es jetzt weiter mit eurer Kooperation mit Goldeimer? Was sind da die nächsten Schritte?

 

Wir haben die erste Charge Goldeimer-Klopapier in wildem Plastik verpackt und jetzt wollen wir Stabilität beweisen und zeigen, dass wir das nicht nur einmal können, sondern immer. Der zweite Schritt ist, herauszufinden, was der maximale, technisch mögliche Anteil an wildem Plastik in der Verpackung ist. Sobald dann alle Goldeimer-Verpackungen auf WILDPLASTIC® laufen, richten wir den Blick wieder nach vorne und fragen: Was kommt als Nächstes?

 

Vielen Dank für das Gespräch, Chris! Was möchtest du der Community noch mitgeben?

 

Ich war letztens auf einer Konferenz und da gab es eine Diskussion mit Luisa Neubauer zu unserer Abhängigkeit von fossilen Energien. In dem Gespräch sagte sie, dass Veränderung nicht nur von einzelnen Konzernen, sondern von uns allen erbracht werden muss. Am Ende sind es auch unsere fossilen Träume, die diese Abhängigkeit befeuern. Und mit fossilen Träumen sind die Urlaube, die Autos, die Häuser gemeint, all das, was wir uns unter einem guten Leben vorstellen. Die Frage an die Zukunft ist: Was sind die neuen Träume? Ich glaube, diese neuen Träume dürfen nicht schlechter sein oder weniger Spaß machen als die derzeitigen. Mit unserem Beispiel haben wir gezeigt, dass es möglich ist, einen neuen Traum zu träumen.